Pressespiegel:
Tipp: "Auf Flugware sollte verzichtet werden"
Jenny Teufel vom Öko-Institut referierte über den CO2-Fußabdruck / Sensibilisierung für das Thema Klima.
SCHOPFHEIM (jja). Dass es im Bereich des Klimaschutzes nicht immer einfach ist, das Richtige zu tun, erläuterte Dr. Jenny Teufel vom Freiburger Öko-Institut bei einem Vortrag im Rahmen der Schopfheimer Klimawoche. Sie referierte über den CO2-Fußabruck und zeigte auf, dass die Methode dem Verbraucher nur bedingt Aufschluss über die Klimafreundlichkeit eines Produktes liefern kann.
"Man kann nur Bandbreiten ermitteln, aber keine konkreten Zahlen berechnen", resümierte Dr. Jenny Teufel den Nutzen der Ermittlung des CO2-Werts, der im Produktkreislauf von der Herstellung bis zur Verarbeitung eines Lebensmittels entsteht. Dass dem Verbraucher in diesem Zyklus letztlich eine ebenso wichtige Rolle zukommt, wie dem Erzeuger, überraschte auch einige Zuhörer des Vortrags im Sparkassenfoyer. Sie hatten sich insgeheim erhofft, konkrete Leitlinien für den klimafreundlichen Einkauf mit nach Hause nehmen zu können. Stattdessen führte ihnen die Mitarbeiterin des Freiburger Öko-Instituts vor Augen, wie komplex das Thema tatsächlich ist.
Auch beim dritten Vortrag der vom Bürgerverein für eine klimaneutrale Stadt Schopfheim und dem Gewerbeverein organisierten Klimawoche blieb das Publikum überschaubar. Zum Vortrag waren rund 20 Interessierte gekommen, eine muntere Expertenrunde, die sich auch bei anderen Vorträgen der Themenwoche bereits in die Diskussion über den angewandten Klimaschutz eingebracht hatten. "Es könnte besser angenommen werden", sagte Heidi Malnati vom Bürgerverein für eine klimaneutrale Stadt. Die relativ geringe Ressonanz auf die Veranstaltungsreihe führte sie auf deren Premierencharakter zurück. Immerhin findet die Klimawoche in dieser Form dieses Jahr zum ersten Mal statt. Sie kündigte an, bei einer Neuauflage der Veranstaltung offensiver werben zu wollen, um breitere Bevölkerungsschichten zu erreichen. Auch wenn Jenny Teufel keine konkreten Angaben zu einzelnen Produkten machen wollte, gelang es ihr aber, für das Thema CO2-Emission zu sensibilisieren. "Man kann nur Empfehlungen abgeben", sagte sie im Bezug auf die aus England stammende Methode und ihren Nutzen für Konsumenten. Zu den Tipps, die sie den Besuchern auf den Nachhauseweg mitgab, zählte die Faustregel, auf Flugware zu verzichten und den Energieverbrauch im eigenen Haushalt zu optimieren.
Autor: jja
2000 Watt lautet die Vision
Energie-Ingenieur Werner Müller stellte ein Forschungsprojekt und seine Alltagstauglichkeit vor.
SCHOPFHEIM. 2000 Watt, so lautet die Vision eines Forschungsprojekts der ETH-Zürich, reichen aus, um gut zu leben. Der Energieverbrauch in den meisten Industrieländern übersteigt dieses hehre Ziel jedoch bei weitem. In einem Vortrag veranschaulichte der Schweizer Energie-Ingenieur Werner Müller, wie es dennoch funktionieren kann.
Praxislabor der Initiative ist die Pilotregion Basel, in der das Energiesparmodel auf seine Alltagstauglichkeit getestet wird. Durch den regionalen Bezug erwies sich der Vortrag als absoluter Zugewinn für die ohnehin facettenreiche Klimawoche, mit der der Bürgerverein für eine klimaneutrale Stadt gemeinsam mit dem Gewerbeverein für das Thema Klimaschutz sensibilisieren will. Auch bei der Veranstaltung im Sparkassenforum zeigte sich, dass die Themenwoche vorwiegend von Teilnehmern besucht wird, die sich bereits intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt haben. Dies ließ sich aus den Publikumsfragen zum Projekt der 2000-Watt-Gesellschaft schließen, die letztlich in eine Diskussion über die Schweizer Energiepolitik mündeten. Über den Verlauf der Veranstaltung freute sich auch Klaus Löbisch, Vorsitzender des Bürgervereins, der mit der ersten Klimawoche in Schopfheim auf reges Interesse stößt.
In den 90er Jahren wurde das Energiesparkonzept an der ETH-Zürich entwickelt, mittlerweile hat sich das Wissenschaftsprojekt zu einem handfesten Modell entwickelt, das (seitdem 2002 der Kanton Basel Stadt als Kooperationspartner mit einstieg) als Leitlinie der kantonalen Energiepolitik gilt. Werner Müller nannte die Pilotregion Basel das "Praxislabor der Nachhaltigkeitsforschung". Vom Wissenstransfer zwischen Forschung und angewandtem Städtebau sollen, so das Anliegen der Initiatoren, in erster Linie die Bewohner selbst profitieren. "Wir wollen nicht zurück ins Mittelalter", sagte Müller über die Alltagstauglichkeit des Projekts, gab dennoch zu bedenken, dass sich das hoch gesteckte Ziel ganz ohne Wertewandel wohl kaum verwirklichen lassen wird. Im Mittelpunkt stehen Gebäudesanierungen und Quartierplanungen, die Nachhaltigkeit versprechen. Ergänzt wird das Modell durch den Einsatz regenerativer Energien im Bereich der Mobilität. Einzelne "Leuchtturmprojekte", wie der Novartis-Campus, sollen darüber hinaus den Weg zur 2000-Watt-Gesellschaft weisen.
Der angepeilte Zeithorizont von 50 bis 100 Jahren empfanden einige Besucher des Vortrags als ernüchternd. Werner Müller nannte diese Einschätzung "ein wesentliches Handicap, aber eine realistische Einschätzung". Mut machte seine Prognose: "Das Ziel ist erreichbar, es braucht nur einen starken Willen". Übrigens hatte die Schweiz Anfang der 60er Jahre bereits einen Pro-Kopf- Verbrauch von 2000 Watt errreicht, wie in den meisten westlichen Länder stieg der Energiekonsum danach allerdings explosionsartig an.